Zur sorbischen Schulgeschichte
Während die Sorben in der Mark Meißen bis etwa 1500 assimiliert waren, konnten sie im Bautzener Gebiet sogar Sprachgebiete ausdehnen.
In den Landgemeinden der Markgrafschaft Oberlausitz, deren Bevölkerung um 1550 auf etwa 146 000 Einwohner geschätzt wurde, lebten rund 50 000 Sorben. Zu bemerken ist allerdings, dass sie von der Schulbildung weitgehend ausgeschlossen waren, sie kein Deutsch verstanden und drum auch nicht die städtischen Winkelschulen besuchen konnten.
Jedoch vor allem mit der Reformation entstand Bedarf an Geistlichen, die in sorbischer Muttersprache predigen konnten.
Die Landes- und Polizeiverordnung der Landstände der Oberlausitz von 1538 enthielt einen Erlass, junge fleißige Sorben zum Schulbesuch zu gewinnen.
1570 - da der Erfolg gering - ging man einen Schritt weiter: Kaiser Maximilian II als Landesherr der Lausitzen erteilte die Genehmigung, das leer gewordene Franziskanerkloster in Löbau als besondere Wendenschule einzurichten. Pest und Stadtbrand verhinderten dies.
Statt dessen wurden nach 1570 die lateinischen Stadtschulen in Bautzen, Zittau und Görlitz für sorbische Knaben geöffnet.
Für Sorben, die in den kursächsischen Grenzgebieten zur Oberlausitz um Senftenberg, Königsbrück, Bischofswerda und Wilthen lebten, wurden seit 1575 zwei Freistellen an der Fürstenschule St. Afra Meißen (nur für sorbische Kinder) bereitgestellt. Sorbische Knaben aus dem Amt Senftenberg wurden an der Lateinschule der Stadt vorbereitet.
Schwieriger war die Vorbereitung aus dem so genannten Wendischen Zirkel des Amtes Stolpen: In diesem Gebiet gab es keine Stadt, mithin keine Lateinschule. Deshalb gründete das Oberkonsistorium um 1590 im Hauptdorf Göda eine "kleine Lateinschule für wendische Knaben".
Seit die General-Artikel von 1557 die Küster der ländlichen Parochien zum allgemeinen Katechismusunterricht verpflichtet hatten, waren in sächsischen Landgemeinden Fortschritte zu verzeichnen.
Für die letzten 60er und den Beginn der 70er Jahre des 16. Jahrhunderts lassen sich die ersten Belege finden, dass sich aus dem gelegentlichen Katechismusunterricht der Küster, Dorfschulen mit täglichem Unterricht zu entwickeln begannen. Der Schulbesuch auf dem Lande blieb vorerst auf die Knaben beschränkt.
(Quelle: Gottfried Uhlig. Geschichte des Sächsischen Schulwesens bis 1600,
Kleine Sächsische Bibliothek 6)